Das Batterie-Problem ist nur im Kopf

Gebrauchte E-Autos

Das Batterie-Problem ist nur im Kopf

21. August 2023 agvs-upsa.ch – Die E-Autos erobern auch den Occasionsmarkt. Fragezeichen gibt es bei Kundinnen und Kunden bezüglich des Zustands der Batterie. Wie diese Frage beantwortet werden kann und wie man das Geschäft mit gebrauchten E-Autos erfolgreich betreibt, haben die AGVS-Medien bei Garagisten nachgefragt. 

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Bei der Rothacher AG in Oberrieden ZH sind im Occasionsgeschäft die Kleinwagen besonders gefragt. Foto: Rothacher AG

Srh. Die Nachfrage ist gross, aber man merkt auch die Verunsicherung im Markt», sagt Wolfgang Schinagl, CEO von autolina.ch. Die grosse Frage, die manchen umtreibt: Wie fit ist die Batterie nach ein paar Jahren im Gebrauch? Die Ängste sind wohl geschürt und wohl falsch. «Wir gingen davon aus, dass die Batterie in einem Renault Zoé nach zehn Jahren noch rund 70 Prozent ihrer ursprünglichen Kapazität hat», erklärt Tashi Wolf, Verkäufer bei der Rothacher AG in Oberrieden ZH. Der State of Health (SOH), also der Gesundheitszustand der Batterie, zeigt aber ein viel erfreulicheres Bild: «Ein neunjähriger Zoé hat einen SOH von 90 bis 95 Prozent.» Ähnliches beobachtet Garagist Simon Bühler aus Sempach LU: «Ich mache mit jedem Occasionsauto den Aviloo-Batterietest und lade diesen auch mit den Bildern und der Ausstattungsliste auf Autoscout hoch.» Diese geben den potenziellen Käufern ein sicheres Gefühl. Und, so bemerkt er weiter, er habe noch keine Batterie gehabt, die viel an Kapazität verloren habe.

Bei Renault passiert die Batterieprüfung automatisch bei jedem Service, erklärt Tashi Wolf. Vor allem spielt bei Renault mit, dass die Batterie mit einer Flatrate gemietet wird. Diese Sicherheit scheint die Kunden zu überzeugen. «Wir geben die Möglichkeit, das Occasionsfahrzeug für 13000 bis 14000 Franken zu kaufen und die Batterie zu mieten oder für 3500 Franken mehr auch die Batterie auszukaufen», erklärt Wolf. «Die Leute wollen die Batterie weiterhin mieten.» Dieses System habe in den vergangenen Jahren die teilweise volatilen Preise stabil gehalten, ergänzt er. 

Know-how ist gefragt
Ein Batterietest gibt aber nicht nur den potenziellen Käufern Sicherheit. Simon Bühler sieht einen Mehrwert beim Einkauf. «Ich handhabe es so, dass die Kosten beim Kunden sind, wenn es zu keiner Einigung kommt, während ich den Test übernehme, wenn ich auch das Fahrzeug übernehme», erklärt er. 

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Je nach Ort des OBD-Anschlusses geht der Test mit dem Aviloo-Gerät schnell. Foto: Aviloo/AGVS-Medien

Wer Elektroautos verkauft – gebrauchte oder neue – muss sich bewusst sein, dass er es meist mit einer sehr gut informierten Klientel zu tun hat. «Vor zehn Jahren war es noch extremer», sagt Tashi Wolf sogar. «Damals waren die Elektro-Kunden vor allem Ingenieure, die sehr gut Bescheid wussten. Heute sind E-Autos massentauglicher geworden, aber es bleibt dabei: Wer ein E-Auto kauft, informiert sich in aller Regel im Vorfeld.» Die gefragten Beratungskompetenzen übersteigen bei Batterie-Fahrzeugen Know-how über Leistung, Fahrkomfort oder Ausstattung. «Es geht um Themen wie Ladeinfrastruktur oder generell Nachhaltigkeit», sagt Wolf. «Viele Leute haben Fabelvorstellungen, wenn es beispielsweise ums Laden mit Gleichstrom geht», erzählt er. Das gehe sehr schnell ins Geld. 

Für Tashi Wolf, der seit über zehn Jahren Elektrofahrzeuge verkauft, ist wichtig, dass man als Garagist überzeugend ist und den Kunden ernst nimmt. «Das Schlimmste ist, wenn jemand ein Elektroauto kaufen möchte, aber der Garagist ihm einen Verbrenner aufschwatzen will», sagt Wolf. Diesen Kunden verliere man in diesem Fall für immer. «Es gab eine Zeit, da landeten viele Kunden genau aus diesem Grund bei uns.» Deshalb geht der Kundenkreis der Rothacher AG heute rund um den Zürichsee. Man dürfe als Garagist heute nicht mehr ideologisieren, ist er deshalb überzeugt.

Grosse Nachfrage nach den Kleinen
Klar ist auch: Der Markt für Elektroautos ist in Bewegung. Vor allem bei den Gebrauchten geht die Tendenz klar Richtung «kleinere Autos mit einer Reichweite von 250 km bis 300 km». Auch Tashi Wolf stellt fest, dass die Kleinwagen stark gefragt sind. «Fünfjährige Renault Zoé mit 30000 bis 40000 km und ca. 300 km nach WLTP sind begehrt – bei vielen als erster Schritt in die Elektromobilität», erklärt er. Auch im Flottenbereich stellt er eine erhöhte Nachfrage fest: «Die Spitex kam auf uns zu wegen dem Renault Twingo.» Wobei er auch anmerkt, dass die Nachfrage in der Agglomeration Zürich sicher grösser sei als auf dem Land.

Grosse Unterschiede beim Preis von E-Occasionen verglichen mit Verbrennern sieht Tashi Wolf nicht mehr. Auch Simon Bühler sieht als Preistreiber eher die Ausstattung: «In der Schweiz ist beispielsweise eine Wärmepumpe im Winter wichtig, deshalb ist der Marktpreis für ein E-Auto mit dieser Ausstattung höher, als das vielleicht bei Eurotax ausgewiesen ist.» Und weil das Geschäft mit Occasionen grundsätzlich für Garagisten lohnend ist, lohnt es sich auf jeden Fall auch, sich mit gebrauchten E-Autos zu beschäftigen. Einzig von Fremdmarken würde Tashi Wolf die Finger lassen: «Wegen der Ersatzteile kann das teuer werden. Wir handeln deshalb nur mit Fahrzeugen, die wir auch selbst haben.»
 
Der AGVS hat zum Thema ein Video mit spannenden Tipps erstellt.

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