«Ich kann mich gut in meine Kunden hineinfühlen»

Spezialumbauten

«Ich kann mich gut in meine Kunden hineinfühlen»

14. Juli 2016 agvs-upsa.ch – In der Schweiz gibt es nur 15 Garagenbetriebe, die sich auf den Umbau von Autos für Behinderte spezialisiert haben. Diese Nische für sich entdeckt hat auch Gabriel Odiet von der Carrosserie Magic SA in Delémont. Odiet weiss, was seine Kunden brauchen, denn er ist selber querschnittgelähmt.

Gabriel Odiet ist seit einem Verkehrsunfall 1988 an den Rollstuhl gefesselt. Nach der Entlassung aus dem Spital verbrachte er Ferien in der Bretagne. Dort traf er Clay Regazzoni, der ihm sagte, er solle nichts in seinem Leben verändern. So nahm er seine Tätigkeit als Werkmeister in einer Karosseriewerkstatt wieder auf. Er begann zunächst damit, Fahrzeuge für den eigenen Gebrauch umzubauen, dann auf Anfrage eines Freundes. Immer mehr Anfragen gingen ein, und so spezialisierte sich der traditionelle Carrossier auf den Umbau von Fahrzeugen für Menschen mit Behinderung.

Nichts ist unmöglich
Der Umbau eines Fahrzeugs für Menschen mit Behinderung hängt natürlich vom Handicap der betreffenden Person ab. Die erste Möglichkeit für eine gehbehinderte Person ist die Bedienung von Gas und Bremsen über einen Gasring am Lenkrad. Diese Anpassungen sind in jedem beliebigen Auto mit Automatikgetriebe möglich. Gabriel Odiet hat solche Umbauten bereits in einem Porsche GT3 und in einem Nissan GT-R durchgeführt. Und nach dem Motto «Nichts ist unmöglich» hat er sogar schon mal einen alten Aston Martin umgebaut.
Zu den weiteren Umbauten, die der Karosseriebetrieb für seine Kunden vornehmen kann, zählt der Einbau einer Schiebetür zum Einladen des Rollstuhls mit oder ohne Roboter, der den Rollstuhl im hinteren Bereich oder auf dem Dach des Fahrzeugs verstaut. Man kann auch elektrisch schwenkbare Sitze einbauen, die aus dem Wagen herausgefahren und abgesenkt werden können, um den Transfer vom Rollstuhl auf den Fahrersitz zu erleichtern.


Jedes Fahrzeug mit Automatikgetriebe – auch ein Porsche (l.) - kann mit einem Gasring am Lenkrad ausgestattet werden. Vorbereitung eines Renault Kangoo für den Einbau eines Transportsystems für Rollstuhlfahrer. Bilder: Gabriel Odiet

Das persönliche Gespräch ist wichtig
Bei einem solchen Fahrzeugumbau sind generell das Knowhow und die technischen Fähigkeiten von grosser Bedeutung. Aber auch der psychologische Aspekt darf nicht unterschätzt werden. Gabriel Odiet fällt es leicht, sich mit seinen Kunden zu identifizieren, denn – wie er es formuliert – «denn ich bin ja selbst behindert».
Bei jeder Umbauanfrage trifft sich Odiet persönlich mit seinem zukünftigen Kunden. So entsteht eine Vertrauensbeziehung, in der eine präzise Definition der Bedürfnisse aufgrund der Behinderung gemeinsam erarbeitet wird. Damit ist jedoch noch nicht alles geregelt. Jetzt müssen erst noch die richtigen Stellen kontaktiert und ein umfassendes Dossier erstellt werden. Je nachdem dauert es drei bis sechs Monate, bis man einen positiven Bescheid erhält.
Abschliessend muss der Kunde einen Fahrtest am Steuer seines umgebauten Wagens absolvieren, der seine Fahrtauglichkeit und die Einhaltung der Sicherheitsnormen bescheinigt. Leider kommt es manchmal auch vor, dass ein Umbau allein nicht genügt. Dann muss Gabriel Odiet dies seinem Kunden erklären und ihm raten, den Führerausweis abzugeben.

Mehr Information gibt es auf der Homepage www.autohandicap.ch


 
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